Panorama Hamas-Geisel
Verkleidet als arabische Frau – Noa Argamani berichtet von ihrer Gefangenschaft
| Lesedauer: 3 Minuten
Noa Argamani hat erste Einblicke in ihre 246 Tage währende Gefangenschaft gegeben. Viermal sei sie dem Tod nur knapp entkommen. Duschen durfte sie selten. Die Familie, die sie festhielt, behauptete dennoch, sie solle froh sein.
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Die befreite Hamas-Geisel Noa Argamani hat in einem bewegenden Bericht erzählt, dass sie in Gefangenschaft viermal nur knapp dem Tod entkommen sei. Die erste lebensbedrohliche Situation habe die 26-Jährige bei ihrer Entführung am 7. Oktober beim Supernova-Festival erlebt. In den sozialen Netzwerken waren Videos zu sehen, wie Argamani auf einem Motorrad saß und verzweifelt um Hilfe flehte. Es waren Bilder, die auf der ganzen Welt Betroffenheit ausgelöst hatten.
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Die zweite Situation habe sich bei ihrer Ankunft in Gaza ereignet, als ein Mob die Geiseln habe lynchen wollen, berichtete sie dem israelischen Sender Channel 13. Die dritte Gefahr für ihr Leben stellte ein Raketenangriff der israelischen Luftwaffe dar, und der vierte Moment war während der Operation, die schließlich zu ihrer Rettung führte. „Ich sah die Rakete in das Haus eindringen und war mir sicher, dass ich sterben würde“, berichtete Argamani ihren Familienangehörigen über die Operation. „Ich dachte, das war‘s – aber ich blieb am Leben“, berichtet die Zeitung „Jerusalem Post“.
Untergebracht in verschiedenen Wohnungen
Dabei erzählte Argamani auch, dass sie eine Zeit lang gemeinsam mit den zwei weiteren Geiseln – Yossi Sharabi und Itay Svirsky – festgehalten worden sei. Die israelische Armee (IDF) hatte im Februar bestätigt, dass Yossi Sharabi offenbar bei einem Luftwaffenangriff in der Nähe des Gebäudes, in dem er gefangen gehalten wurde, getötet wurde. Itay Svirsky wurde wenige Tage später von Hamas-Terroristen ermordet.
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Sie sei während ihrer Gefangenschaft mehrfach zwischen verschiedenen Wohnungen verlegt und nicht in Tunneln festgehalten worden, sagte die 26-Jährige weiter. An die frische Luft habe sie selten gedurft – und wenn, dann nur als arabische Frau verkleidet. Auch das Duschen war während ihrer Gefangenschaft bei der Terrororganisation Hamas nur selten möglich. Sie habe die Familie, die sie festgehalten habe, immer wieder darum bitten müssen. Essen sei ihr allerdings zur Verfügung gestellt worden.
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Von ihren Bewachern habe sie etwas Arabisch gelernt und mit ihnen auf Arabisch gesprochen, berichtete Argamani weiter. Der Vater der Familie habe ihr gesagt, dass sie „von Gott gesegnet“ sei, von seiner Familie aufgenommen zu werden.
Wer hielt Noa Argamani fest?
Die israelische Zeitung „Israel Hayom“ berichtet, dass das Haus, aus dem die 26-Jährige befreit wurde, einem Journalisten gehört haben soll, der für den von Katar finanzierten TV-Sender Al-Dschasira als Kameramann und Fotograf gearbeitet hat. Er und seine Familie seien bei der Befreiung getötet worden. Offizielle Stellen wie etwa die israelische Armee haben dies allerdings nicht bestätigt. Bislang hieß es nur, die Geiseln seien von Zivilisten gefangen gehalten worden.
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Ihre Mutter, die an Krebs im Endstadium leidet, hat Argamani inzwischen wiedersehen können.
Argamani gehört zu den insgesamt vier Geiseln, die am Samstag von der israelischen Armee befreit worden sind. Auch von ihrer Gefangenschaft sind bereits einige Details bekannt. Andrej Kusolow sagte israelischen Medien, dass er während seiner gesamten Gefangenschaft ein Tagebuch geführt habe. Jeden Tag fügte er ein oder zwei Zeilen hinzu, darunter das Wort Padruk – Russisch für Geschenk. Denn jeder Tag sei ein Geschenk. Er fügte hinzu, dass er in dieser Zeit sein Hebräisch verbessert habe. „Ich habe vor genau einem Jahr begonnen, Hebräisch zu lernen, und hatte daher viele Gelegenheiten, es mit meinen Freunden zu verbessern.“