Von, Biologin
Dr. Kathleen Küsel
Dr. rer. nat. Kathleen Küsel studierte Diplom-Biologie an der Universität Rostock. Ihre erste Fachpublikation als Wissenschaftlerin am Forschungszentrum Borstel behandelte Bakterien, die vor Asthma schützen. Schon damals wurde der Wunsch geboren, nach der Promotionsphase als Wissenschafts- und Medizinjournalistin viele Menschen mit gut verständlichen Texten zu medizinischen Themen zu begeistern.
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Mit Interdentalbürsten lassen sich Zahnzwischenräume reinigen - also jene Stellen, wo die Zahnbürste nicht oder nur schwer hinkommt. Die Zahnbürstchen sehen aus wie kleine Flaschenbürsten: Um einen kleinen Metalldraht sind spiralförmig Nylonborsten befestigt. Wie Sie Interdenatlbürsten richtig anwenden und welche Vorteile sie gegenüber Zahnseide bieten, erfahren Sie hier!
Interdentalbürsten richtig anwenden
Ungefähr 40 Prozent der Zahnfläche bleiben "dreckig", wenn man nur die Zahnbürste verwendet. Diese kann nämlich Zahnzwischenräume nicht oder nicht gut erreichen. Ungereinigt sind diese Bereiche besonders anfällig für Karies, Zahnfleischentzündung (Gingivitis) und Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis). Eine Möglichkeit, dem Zahnbelag zwischen den Zähnen zu Leibe zu rücken, sind Interdentalbürsten.
Sie sollten die Interdentalbürsten einmal täglich benutzen. Gehen Sie dabei folgendermaßen vor:
- Nehmen Sie die Interdentalbürste an der Halterung.
- Führen Sie die Bürste leicht schräg von oben nach unten in den Zahnzwischenraum ein und wenden Sie dabei keine Gewalt an. Anderenfalls verletzen Sie womöglich das Zahnfleisch zwischen den Zähnen. Wenn es nicht geht, benötigen Sie eventuell eine kleinere Interdentalbürste.
- Bewegen Sie die Interdentalbürste fünfmal hin und her.
- Wiederholen Sie den Vorgang noch einmal von der anderen Seite desselben Zahnzwischenraums.
- Speise- und Plaquereste an der Interdentalbürste entfernen Sie zwischendurch mit fließendem Wasser.
- Reinigen Sie alle Zwischenräume, in die Sie mit einer Interdentalbürste hinein kommen.
- Wenn Sie damit fertig sind, spülen Sie die Bürste gründlich ab und bewahren sie trocken auf.
- Anschließend putzen Sie sich wie gewohnt die Zähne. Jetzt können die Fluoride aus der Zahnpasta den Zahnschmelz auch in den Zwischenräumen remineralsieren und so Karies vorbeugen.
- Spätestens nach zwei Wochen ist es Zeit, die benutzte Interdentalbürste zu entsorgen und eine neue zu verwenden.
Wenn Sie sich bei der Anwendung von Interdentalbürsten trotz dieser Anleitung unsicher sind, fragen SIe Ihren Zahnarzt um Rat.
Bei Entzündungen im Zahnzwischenraum können Sie die Bürste vor der Anwendung in eine Chlorhexidin-Lösung tauchen. Diese wirkt antibakteriell.
Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde empfiehlt explizit die kleinen Bürstchen zur Zwischenraumpflege. Sie seien einfach zu handhaben und reinigten besonders gut.
Welche Interdentalbürsten sind für Sie geeignet?
Es gibt diverse Hersteller, die unterschiedliche Größen und Formen von Interdentalbürsten anbieten. Damit Sie Ihre Zahnzwischenräume optimal putzen können, ist es wichtig, dass die Bürsten nicht zu groß und nicht zu klein sind. Probieren Sie verschiedene Größen aus. Ideal ist es, wenn Sie einen leichten Widerstand beim Hin- und Herbewegen spüren.
Kann man Interdentalbürsten zusammen mit Zahnpasta benutzen?
Auf keinen Fall sollten Sie vor der Anwendung Zahnpasta auf die Interdentalbürstchen auftragen! Dadurch würden Sie beim Reinigen der Zwischenräume das Dentin an den Zahnhälsen schädigen und unwiederbringlich abschmirgeln. Denn in diesem Bereich gibt es keinen schützenden Zahnschmelz.
Zahnzwischenraumpflege bei Parodontitis
Ist der Zahnhalteapparat (Parodontium) entzündet, hat man meist mit Zahnfleischschwund zu kämpfen. Dadurch wird der Raum zwischen den Zähnen noch größer, und nicht selten liegen die Zahnhälse frei. In diesem Fall ist eine gründliche Interdentalhygiene besonders wichtig. Als Parodontitispatient sollten Sie auf jeden Fall täglich ihre Zahnzwischenräume mit Interdentalbürsten reinigen. Das gilt auch für Träger von festen Zahnspangen, Brücken und Implantaten, bei denen sich besonders leicht Essensreste ansammeln.
Interdentalbürsten oder Zahnseide?
Interdentalbürsten oder Zahnseide – was ist besser für die Pflege der Zahnzwischenräume geeignet? Das kommt ganz darauf an, wie groß Ihre Zahnzwischenräume sind.
- Interdentalbürsten eignen sich erfahrungsgemäß besser für die größeren Räume zwischen den Backenzähnen (Vormahl- und Mahlzähne). Zudem haben Backenzähne oft zusätzliche Rillen oder Vertiefungen. Dort kommt Zahnseide schlichtweg nicht hin. Zahnzwischenraumbürsten füllen den gesamten Interdentalraum aus und säubern dadurch auch Vertiefungen.
- Zahnseide hingegen zeigt ihre klare Überlegenheit bei engen Zahnzwischenräumen, etwa im Frontzahnbereich (Schneide- und Eckzähne). Dort sind die Räume teilweise so eng, dass nicht einmal die kleinsten Interdentalbürsten dazwischen passen.
Je nachdem, wie groß Ihre Lücken sind und wie Sie mit der Handhabung zurechtkommen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde: Entweder Sie benutzen Interdentalbürsten und Zahnseide in Kombination oder nur Interdentalbürsten. Zahnseide alleine reinigt hingegen nicht ausreichend.
Autoren- & Quelleninformationen
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Wissenschaftliche Standards:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Autor:
Dr. Kathleen Küsel
Dr. rer. nat. Kathleen Küsel studierte Diplom-Biologie an der Universität Rostock. Ihre erste Fachpublikation als Wissenschaftlerin am Forschungszentrum Borstel behandelte Bakterien, die vor Asthma schützen. Schon damals wurde der Wunsch geboren, nach der Promotionsphase als Wissenschafts- und Medizinjournalistin viele Menschen mit gut verständlichen Texten zu medizinischen Themen zu begeistern.
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Quellen:
- Hellwege, K.-D., Die Praxis der zahnmedizinischen Prophylaxe: Ein Leitfaden für die Individual-, Gruppenprophylaxe und initiale Parodontaltherapie, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2003
- Kramer E., Prophylaxefibel: Grundlagen zur Zahngesundheit, Deutscher Ärzte-Verlag, 10. Auflage, 2008
- Meyer-Lückel, H. et. al.: Karies: Wissenschaft und Klinische Praxis, Georg Thieme Verlag, 2012
- Staehle, H. J.: Häusliche mechanische Zahn- und Mundpflege, Wissenschaftliche Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, in: Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift (2007), Ausgabe 09, S. 616-620
- Wolf, H. F. et al.: Farbatlanten der Zahnmedizin 1: Parodontologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2003